Wanderwoche 2015 im Berchtesgadener Land

Ausgangspunkt und somit Unterkunft für die 17 Teilnehmer des HWGHV, Zweigverein Zierenberg, war vom 5. bis 14. September 2015 das Freizeitheim „Buchenhaus“ des Schwalm-Eder-Kreises in Schönau am Königssee. Für viele war das Berchtesgadener Land, als Deutschlands einziger Alpen-Nationalpark, ein Wandergebiet, das es neu zu entdecken gab.

 

Die 650 km lange Anreise erfolgte problemlos mit zwei Kleinbussen und einem Pkw, fast ohne Stau. Nach der Ankunft im Buchenhaus und Bezug der Zimmer wurden alle durch ein leckeres, warmes Abendessen mit Kasseler, Püree und Sauerkraut belohnt. Nach einem Verdauungs- bzw. Erkundungsspaziergang zum Königssee suchten wir einen Gasthof mit Platz für 17 Personen. An einem Samstag keine einfache Aufgabe! Im „Kohlhiasl“ hatten wir dann unseren Spaß an zwei getrennten Tischen: einer für die Frauen, einer nur für die Männer.

 

Wegen des Regens am darauf folgenden Sonntag wurde nicht gewandert, sondern stattdessen das Salzbergwerk in Berchtesgaden besucht. Eine nette, 4-köpfige bayrische Familie schloss sich uns am Eingang an, damit wir eine Gruppe von mindestens 20 Personen bilden konnten, um die Eintrittsermäßigung zu erhalten. Ein Stadtbummel durch das schöne Berchtesgaden mit Cafébesuch rundete den Nachmittag ab. Bis zum Abendessen war noch Zeit für eine kurze Wanderung: vom Parkplatz am Königssee aus ging es bei Sonnenschein bis zum Malerwinkel und von dort über einen kleinen Umweg durch den Wald zurück bis zum Parkplatz unterhalb der Talstation der Jennerbahn. Ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende.

 

Bei trockenem Wetter konnte am nächsten Morgen von Ramsau aus die erste geplante Wanderung auf dem Soleleitungsweg stattfinden. Nach einem kurzen, aber sehr steilen und anstrengenden Anstieg hatten wir den eigentlichen Soleleitungsweg erreicht. Hier waren noch gut die alten, hölzernen Rohrleitungen zu sehen, die einst die Salzsole von Berchtesgaden zum Gradierwerk in Bad Reichenhall befördert hatten. Neben dem Genuss der prächtigen Aussichten war dann auch noch Zeit für eine Einkehr in den Gasthof „Gerstreit“. Unsere Rucksackverpflegung nahmen wir später in der Nähe des Gasthofes „Söldenköpfl“ ein. Am Ende unserer Wanderstrecke in Engedey/Ilsank wollten wir nicht länger auf den öffentlichen Bus warten, der uns zu unseren Fahrzeugen zurück gebracht hätte. Deshalb legten wir die 3 km bis zum Buchenhaus auch noch zu Fuß zurück. Gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen kamen wir dort an. Nach dem Abendessen fand noch der Begrüßungs- und Informationsabend im Gemeinschaftssaal statt.

Nächstes Tagesziel war die Wanderung durch die Almbachklamm. Heftiger Regen zwang uns dazu, den Abmarsch etwas hinauszuzögern. Von der Kugelmühle führte der Weg sogleich in die Klamm und allmählich kam die Sonne hervor, die uns alsbald zum Schwitzen brachte. Durch die wildromantische Klamm ging es über gesicherte Steige und Brücken bis zur „Theresienklause“. Dann folgten wir dem Abzweig zum Gasthof „Dürrlehen“ für unsere erste Rast. Auf dem Rundweg zur Kneifelspitze kehrten wir kurz vor Erreichen des Gipfels um. Der Fahrweg wäre übergegangen in einen als schwarze Route gekennzeichneten Steig, der zum Teil „ausgesetzt“ ist. Zurück über den „Holzweg“ kamen wir wieder zur Kugelmühle und erholten uns beim Kaffeetrinken vom Auf und Ab des Tages. Den Abend verbrachten wir im „Stüberl“ des Buchenhauses in geselliger Runde. Neben dem Genuss alkoholischer Getränke wurde auch ein fiktives Fußballspiel inszeniert, mit Veteranen wie z.B. Beckenbauer, Rummenigge, Fritz Walter etc.

 

Der nächste Höhepunkt war bei schönstem Wetter die Überquerung des Königssees mit dem Elektroboot bis zur südlichsten Anlegestelle „Salet“. Weiter ging es zu Fuß zum Obersee über teilweise breite Wanderwege aber auch über Engstellen am Seeufer, auf Steigen, die mit Drahtseilen gesichert sind. Beeindruckend die steilen Felswände, die sich im klaren Wasser des Sees spiegelten und der dahinterliegende 470 m hohe Röthbachwasserfall. Die herrliche Bergkulisse lud uns regelrecht ein, hier ausgiebig zu rasten. Zurück am Landungssteg Salet bestiegen wir wieder ein Boot und fuhren bis Sankt Bartholomä am Fuße der Watzmann-Ostwand, wo wir für eine Besichtigung und Rundgang über die kleine Halbinsel ausstiegen. Für die Rückfahrt mussten wir uns dann geduldig in die Menge der wartenden Ausflügler und Wanderer einreihen. Nach diesem beeindruckendem Tag war das Abendessen, bestehend aus Tafelspitz, Meerrettich und Wirsing, ein Genuss.

 

Der Grünstein, als Hausberg von Schönau, durfte am vierten Tag im Tourenprogramm nicht ausgelassen werden. Steil bergan, vorbei an der Grünsteinhütte, ging es zum Gipfel (1304 m) wo wir uns auch ins Gipfelbuch eintrugen. Der imposante Ausblick bei klarem Wetter und Sonnenschein entschädigte die Anstrengungen des Aufstiegs. Von dort zur Kührointalm und Archenkanzel waren alle noch einmal gefordert für die Anstrengungen zur Bewältigung des Weges und der Steige („Roter Punkt“). Belohnung war der großartige Ausblick hoch über dem Königssee. Zurück über Kührointalm und vorbei an der Schappachalm erreichten wir wieder den Parkplatz Hammerstiel wo unsere Busse standen. Ein leistungsstarker Tag über 15 km Wegstrecke und 1100 Höhenmetern lag hinter uns.

 

Bei herrlichstem Sonnenschein war tags darauf der Jenner-Gipfel (1874 m) unser Ziel. Vom Parkplatz Hinterbrand führte eine kurze Wanderstrecke zur Mittelstation der Jennerbahn. Wir nahmen die Gondeln zur Bergstation und begaben uns alsbald zur Panoramaplattform mit dem grandiosen Ausblick über den Königssee und das Berchtesgadener Land. Danach erreichten wir in östlicher Richtung auf steilen Wegen und bei strahlend blauem Himmel die österreichischen Bergmassive rund um Stahlhaus und Schneibsteinhaus. Hier ließen wir uns unsere Rucksackverpflegung schmecken und genossen den wärmenden Sonnenschein. Auf gleichem Weg ging’s zurück zur Jennerbahn und wieder von dort zum Parkplatz. An der B319 stellten wir nochmals die Fahrzeuge ab und erreichten nach einem kurzen Fußmarsch ohne Gepäck nach 1 km den berühmt berüchtigten Gasthof „Zum Windbeutelbaron“. Endlich konnte auch unser Wanderfreund Wolfram seinen Windbeutel „Watzmann“ genießen, den er sich schon lange Zeit vorher ersehnt hatte. Angekommen im Buchenhaus wurden nach dem Abendessen die Verdauungsspaziergänger dann doch noch von einer Regenschauer überrascht.

 Am folgenden Tag, Samstag, fuhren wir zur Wimbachklamm. Vorbei an tosenden Wassern der Klamm mündete der Weg in den Hauptwanderweg zum Wimbachgries und weiter bis zum Wimbachschloß. Von dort wieder zurück, wurde noch ein Abstecher zum beschaulichen Hintersee beschlossen. Der ist umrahmt von hohen Bergmassiven mit steilen Felswänden. Ohne Rucksäcke wurde dieser zur Entspannung umrundet. Sogar für ein ausgiebiges Fußbad im See blieb noch Zeit und natürlich auch für eine Einkehr in der Seeklause bei Kaffee und Kuchen. Der abendliche Spaziergang führte uns noch einmal in den Gasthof Kohlhiasl. Auf dem Heimweg übten wir dann noch lautstark ein Ständchen für unsere Wanderfreundin Gisela, die am nächsten Tag Geburtstag haben sollte.

 

Der letzte Wandertag begann zur Frühstückszeit mit dem Geburtstagslied und den Glückwünschen für Gisela. Danach fuhren wir gestärkt zum Eingang in das Klausbachtal, südlich vom Hintersee. Es wird auch „Tal der Adler“ genannt. Der Weg, ein ehemaliger Salzhandelsweg, zog sich durch das locker bewaldete Tal, überquerte den Klausbach über eine 50 m lange Hängebrücke. Unterwegs konnte sogar ein Steinadler gesichtet werden, der hoch über dem Gipfel des Knittelhorns seine Kreise zog. Dann endete für uns die Tour am Hirschbichlpass, der Grenze zu Österreich. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf. Die eine wanderte wieder auf dem gleichen Weg zurück, der Rest fuhr bequem mit dem Alm-Erlebnis-Bus bis zum Parkplatz am Nationalpark-Infostand zurück. Ein letztes Mal Kaffeetrinken, diesmal im Gasthof Auzinger, beendete die durchgestandenen Wanderungen. Am Abend trafen wir uns noch einmal alle im Stüberl in froher Runde. Ein Dank erging an die Busfahrer und die Wanderführer durch den zweiten Vorsitzenden des Vereins und die Überreichung von Flaschen des köstlichen Enzian-Kräuterlikörs.

 

Nach insgesamt 93 Wanderkilometern und 3310 bewältigten Höhenmetern konnten die Teilnehmer auf eine erlebnisreiche Woche in dieser wunderschönen Landschaft zurückblicken und fuhren am darauffolgenden Montagmorgen zurück in ihre Heimat.

 

Friedel Scholze


Bilder von der Wanderwoche in Schönau